Was macht Lions-Quest so besonders?
Mit den Worten „Heute sind wir eine Schulklasse!“ leitete LF Ulle seinen Vortrag ein, der mit einer interaktiven Übung begann, die für heitere Gemüter sorgte. In Zweier-Teams sollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Takt zählen, klatschen und schnippen. Schnell kamen einige aus dem Rhythmus und zeigten dabei eine der wichtigsten Fähigkeiten, die Lions-Quest vermittelt: das Vermögen, über sich selbst zu lachen.
Lions-Quest hat sich zum Ziel gesetzt, Lehrkräfte so auszubilden, dass sie Jugendlichen Kernkompetenzen für das Leben vermitteln können. Dazu gehören:
- Selbstwirksamkeit
- Konfliktlösung
- Kritikfähigkeit
- Empathie
- Kommunikationsfähigkeit
- Umgang mit Stress und Emotionen
Die Lions-Mitglieder erkannten schnell, dass diese Fähigkeiten oft im regulären Lehrplan zu kurz kommen. LF Ulle unterstrich die Bedeutung, dass Lehrkräfte diese Kompetenzen nicht nur vermitteln, sondern auch selbst vorleben müssen.
Ein Vorreiter in Niedersachsen
In Deutschland wurde Lions-Quest vergleichsweise spät eingeführt, doch der Lions Club Wolfsburg Hoffmann von Fallersleben spielte eine entscheidende Rolle bei der erfolgreichen Implementierung in Niedersachsen. Besonders das Engagement von Lions-Freund Hermann Riegelmeyer, die Unterstützung der Volksbank Wolfsburg sowie der unermüdliche Einsatz von Hans Karweik trugen maßgeblich dazu bei, dass Niedersachsen heute mit drei Leuchtturmschulen als bundesweiter Vorreiter gilt.
Das Programm orientiert sich dabei an den Kompetenzen des 21. Jahrhunderts, die von der OECD definiert wurden. Es geht darum, Jugendliche auf eine Welt vorzubereiten, in der soziale Interaktion, kritisches Denken und emotionale Intelligenz wichtiger sind denn je. Ein eindrucksvolles Beispiel für den Erfolg von Lions-Quest ist die damalige Orientierungsstufe Wolfsburg-Westhagen, an der sich „Raufunfälle“ nach der Einführung des Programms signifikant reduziert hatten.
Herausforderungen und Chancen
In seinem Vortrag ging Ulle auch auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen ein, wie die zunehmende Sprachlosigkeit und die Notwendigkeit, bereits früh Vorurteile abzubauen. Er betonte, dass es mehr Ambiguitätstoleranz braucht – die Fähigkeit, Widersprüche auszuhalten und unterschiedliche Perspektiven zu akzeptieren.
Ein anschauliches Praxisbeispiel lieferte er mit einer Geschichte aus seiner früheren Tätigkeit als Schulleiter an der Oberschule Papenteich: Die Schülervertretung (SV) beantragte ein eigenes Budget, was im staatlichen System nicht vorgesehen ist. Durch Initiative und Engagement gelang es der Schulgemeinschaft, 850 Euro zu erhalten. Die SV investierte das Geld in ein Waffeleisen, um durch den Verkauf weitere Einnahmen zu generieren. Mit dem Erlös wurden Spielgeräte gekauft und Mitschülerinnen und Mitschüler bei den Kosten für Klassenfahrten unterstützt. Ein Beispiel dafür, wie Lions-Quest das Selbstbewusstsein und die Eigeninitiative von Jugendlichen stärken kann.
Was kann der Club bewirken?
In der abschließenden Diskussion wurde deutlich, dass Lions-Clubs im Bereich der Bildungsförderung noch viel bewirken können. Präsidentin Christiane Karweik betonte, wie stolz sie sei, dass der Club das „Demokratie-Projekt“ des Ratsgymnasiums sowie das queere Jugendzentrum in seinen Förderzielen unterstützt. Dies zeige, dass der Club die richtigen Zeichen und Statements setzt.
Passend dazu schloss LF Ulle seinen Vortrag mit einem Zitat: „Kein Bäcker braucht kooperative Brötchen, kein Tischler braucht kooperative Bretter.“ Er unterstrich damit die zentrale Botschaft des Abends: Wir brauchen fähige Menschen – und Lions-Quest hilft dabei, sie mit den notwendigen Lebenskompetenzen auszustatten. Der Abend endete mit großem Applaus und der Gewissheit, dass das Engagement für die Bildung junger Menschen eine lohnenswerte und notwendige Investition in die Zukunft ist.
Text: Sebastian Mathis