Zu Gast bei der Liberalen Jüdischen Gemeinde in Wolfsburg

Einen Kaminabend mit Wirkung erlebten L-Freund/innen in der Sonntagsschule für ukrainische Kinder in der Liberalen Jüdischen Gemeinde in Wolfsburg.

Mit geflochtenem Brot, koscherem Wein und einem Gebet in hebräischer Sprache begrüßte Dimitri Tukuser, Vorsitzender der Gemeinde, die Lions-Gäste. Vizepräsidentin Christiane Karweik dankte mit „Shalom Aleichem“ – „Friede sei mit dir“ für die Einladung und die Gastfreundschaft.

Seit Sommer 2022 gibt es sie, die Sonntagsschule für geflüchtete ukrainische Kinder, die seit dem russischen Angriffskrieg auf ihr Heimatland mit ihren Müttern und Großmüttern in Wolfsburg leben. 12 bis 15 Kinder bis zur 6. Klasse kämen jeden Sonntag in diese „Bet-Knesset“, sagte Tukuser. Knesset heiße „Haus der Versammlung“. Und dies sei ein „Haus der Versammlung“, in dem auch gebetet werde.

„Die Kinder sollen nicht vergessen, wer sie sind und woher sie kommen“. Tukuser, legt daher Wert auf die Pflege der ukrainischen Kultur und Sprache. Spielerisches, gemeinsames Lernen, Singen ukrainischer und deutscher Kinderlieder, Geschichten, Filme, gemeinsame Feste und Ausflüge sollen von den grausamen Geschehnissen in der Heimat ablenken. Gleichzeitig gäbe es Deutschunterricht für Kinder und die begleitenden Mütter und Großmütter. Die Gemeinde sei ein Treffpunkt für Menschen mit ukrainischer, deutscher und jüdischer Kultur und wolle helfen, Brücken zu bauen zwischen der Ukraine und Deutschland.

„Warum tun Sie das“, werde er häufig gefragt. Seine Antwort zeigt ein tiefes Bewusstsein darüber, was es für ihn bedeutet, jüdisch zu sein: das jüdische Volk sei selbst vertrieben worden aus Ägypten. Sie seien seit jeher Verfolgte gewesen und seien es oftmals immer noch bzw. wieder. Juden wüssten daher, was Vertreibung, Flucht, Heimatlosigkeit bedeuten. Daher sei es ihre Pflicht, diesen Geflüchteten beizustehen, und zwar unabhängig von ihrem Glauben. Die Familien seien nicht jüdisch.

Als Höhepunkt des Abends zeigte Tukuser die Tora-Rolle, die der Liberalen Gemeinde 2019 in einem feierlichen Festakt übergeben wurde. Sie sei über 100 Jahre alt und käme aus England, sei handgeschrieben und beschreibe das Entstehen der Welt, das Alte Testament.

Text: Christiane Karweik

Dimitri Tukuser liest die Tora | Eigenes Bild von Christiane Karweik
Brot brechen | Eigenes Bild von Christiane Karweik
Koschere Kost für unsere Lions-Freunde | Eigenes Bild von Christiane Karweik
Solidarität mit der Ukraine | Eigenes Bild von Christiane Karweik